Corona bremst das Rote Kreuz aus
Krise trifft Hilfsorganisation auch finanziell / Neues Fahrzeug soll kommen / RK-Gemeinschaft braucht neuen Leiter
Sanitätsdienste bei Großveranstaltungen sind seit Monaten nicht notwendig. Erste-Hilfe-Kurse finden nicht statt. Die Ausbildung von Nachwuchs ist nicht möglich. Das Deutsche Rote Kreuz wird von der Corona-Krise ausgebremst. Und auch finanziell trifft das Virus die Hilfsorganisation. Dabei stehen Verein und Gemeinschaft vor großen Herausforderungen
Für das Deutsche Rote Kreuz sind die regelmäßigen Sanitätsdienst-Einsätze bei Veranstaltungen wie dem Siederfest, der Allerheiligenkirmes oder dem Silvesterlauf auch wichtige Einnahmequellen. „Da ist uns vieles weggebrochen“, sagt der Vereinsvorsitzende Bernd Reinold. Netto seien das einige tausend Euro weiniger.
Dabei stehen in Kürze einige größere Investitionen an. Diese seien zwar – auch durch den Rückgriff auf finanzielle Reserven – gesichert, so Reinold. „Aber das Geld fehlt uns dann in zwei, drei Jahren.“ So bekommt das Werler DRK bald einen neuen Einsatzleitwagen, da der alte VW-Transporter in die Jahre gekommen ist. Die rund 20 000 Euro Anschaffungskosten für das gebrauchte Fahrzeug müssen die Werler aber nicht alleine stemmen. Es gibt Zuschüsse vom Kreis Soest und auch Spendengelder fließen mit ein.
Neuer Einsatzleitwagen
Der Einsatzleitwagen (ELW) sei zuletzt häufiger bei Personensuchen im Einsatz gewesen, so Reinold. In diesen Fällen leistet der ELW den Führungsunterstützungsdienst. Dafür ist ein Teil der Einsatzkräfte speziell in der Taktik der Rettungshundearbeit geschult.
Das zurzeit Corona-bedingt oft verwaiste DRK-Heim am Kurfürstenring soll eine neue Schließanlage bekommen. Diese wird die Nutzung durch verschiedene Mieter erleichtern. Denn auch dies ist eine wichtige Einnahmequelle fürs DRK. „Wenn zum Beispiel Vereine Räume für ein Seminar brauchen, können sie sich gerne melden“, sagt Reinold. Vermietungen für private Feiern seien allerdings nicht angedacht.
Mitgliederzahl sinkt weiter
Zusätzliche Miteinnahmen könnten auch sinkende Einnahmen in einem anderen Bereich kompensieren helfen: bei den Mitgliedsbeiträgen. Denn der seit Jahren andauerende Abwärtstrend setzt sich fort: Hatte das DRK mal mehr als 1000 Mitglieder, nähere man sich jetzt der 500er-Marke, so Reinold. „Wir verlieren nach wie vor jedes Jahr etwa 50 Mitglieder.“ Die meisten davon treten altersbedingt aus oder sterben. Die Zahl der Neueintritte ist dagegen gering. „Damit stehen wir als Verein nicht alleine da, aber das bereitet uns schon Kopfschmerzen.“
Die Rotkreuzgemeinschaft, sozusagen die Einsatzabteilung, zählt zurzeit etwa 70 Aktive, darunter das 25-köpfige Blutspendeteam. Hier gebe es durchaus immer wieder Anfragen von Neueinsteigern, so Reinold. Doch zuletzt musste das DRK auch diese wegen Corona vertrösten. Denn an einen geregelten Ausbildungsbetrieb sei zurzeit nicht zu denken. Nur die Theorie sei zum Teil auch digital vermittelbar.
Das gilt auch für die Erste-Hilfe-Kurse für Betriebshelfer oder Fahrschüler, die vom Kreisverband veranstaltet werden. Zwei Werler DRK-Helfer und zwei aus einem anderen Ortsverband haben die Kurse normalerweise durchgeführt. Zurzeit laufe auf diesem Gebiet gar nichts, so Reinold. Um den zu erwartenden Stau nach Ende des Lockdowns abzubauen, werde man wohl verstärkt in die Betriebe gehen und auch Kurse unter der Woche anbieten.
Die Pandemie bremst das DRK allerdings nicht nur aus. Die Blutspenden laufen, wenn auch unter anderem Umständen – weiter. Und zum Teil hat das Virus auch neue Handlungsfelder eröffnet: So unterstützen einige Werler DRK-Kräfte die Senioreneinrichtungen beim Durchführen der regelmäßigen Corona-Tests.
Gemeinschaft braucht neuen Rotkreuzleiter
Christian Klerx, der diese Funktion mit kurzer Unterbrechung fast 20 Jahre inne hatte, gab sein Amt bereits im vergangenen Jahr ab. „Aus persönlichen und beruflichen Gründen“, wie der 49- Jährige auf Anfrage sagte. Er bleibe dem Werler DRK aber als Aktiver erhalten.
Der Vorsitzende des Ortsvereins, Bernd Reinold, bedauert die Entscheidung von Klerx. „Das trifft uns schon ziemlich hart. Er ist ein absoluter Fachmann, der mit seinem Wissen und seiner Einsatzbereitschaft eine Lücke hinterlässt, die schwer zu füllen sein wird.“ Überraschend sei allerdings nicht der Rückzug an sich, sondern nur der frühere Zeitpunkt gewesen. Denn Klerx habe bereits vor drei Jahren angekündigt, sich bei der Gemeinschaftsversammlung im Sommer 2021 nicht mehr zur Wahl stellen zu wollen“, sagt Reinold.
Eigentlich wollte das DRK die Nachfolge bereits im November regeln. Die vorgezogene Gemeinschaftsversammlung, die an einem Tag mit der Mitgliederversammlung des Vereins stattfinden sollte, war bereits terminiert. „Die Schützen hatten uns freundlicher Weise ihre Scheune zur Verfügung gestellt“, so Reinold. Doch dann kam der nächste Lockdown. Rechtlich wäre die Versammlung zu diesem Zeitpunkt möglich gewesen. „Wir wollten aber kein Risiko eingehen.“
Der Rotkreuzleiter wird zunächst von der Gemeinschaftsversammlung gewählt und dann von der Mitgliederversammlung des Vereins und vom Kreisverband bestätigt. Die Wahlen sollen nun sobald wie möglich nachgeholt werden. Von den ehemals drei stellvertretenden Rotkreuzleiter stünden Tobias Wittenborn und Marie-Elisa Greune weiter für das Führungsteam der Gemeinschaft zur Verfügung, auch für die Nachfolge von Klerx sei eine Lösung in Sicht. Arne Tilly macht hingegen nicht mehr als stellvertretender Rotkreuzleiter in Werl weiter, weil er diese Rolle inzwischen im Kreisverband Lippstadt-Hellweg übernommen hat.
(Bericht und Foto Soester Anzeiger vom 01.02.2021 - Dominik Maas/Müller)